NRZ Düsseldorf, 6. Juni 2013
Deutschlands heißester Saxofonist
Der Düsseldorfer Musiker Peter van der Heusen reist mit Roncalli um die Welt
Von Stephan Wappner
Musiker ist ein Traumjob, sicher. Aber auch dieser Beruf kann hart sein. Etwa, wenn draußen 28 Grad sind, die Sonne auf das Roncalli-Zelt knallt und man zu denjenigen Angestellten gehört, die dort postiert sind, wo es am wärmsten ist in der Manege. Nämlich oben auf der Empore, dort, wo es einen schönen Überblick gibt, wo sich aber die Hitze staut, wo der dicke, rote Samt bleischwer über den Köpfen des Orchesters hängt. Roncalli-Sprecherin Angela Weller behauptet, die Musiker würden dort pro Tag mit zwei Vorstellungen zwei bis drei Kilogramm Gewicht verlieren.
Peter van der Heusen sieht die größte Herausforderung seines Tuns allerdings nicht in einem klimatischen Aspekt, „das lässt sich schon aushalten“, sagt er. Für den Saxofonisten (Tenor, Alt, Sopran), Flötisten und Klarinettisten ist das achtköpfige Roncalli-Orchester deshalb so besonders, weil es über eine „riesige Bandbreite an Musikstilen verfügt“. Verfügen muss. Die Truppe unter der Regie von Orchesterchef Georg Pommer hat von Trommelwirbel bis Tremolo alles draufzuhaben. Von Klassik bis Rock, die ganze Palette. „Beim Einlass spielen wir in der Regel Dixieland“, erzählt der 45-Jährige. „Danach switchen wir um, auf Jazz, Rock, Pop, und so weiter.“
Oder auf Schlager a la Udo Jürgens. Als kürzlich Roncalli-Gründer Bernhard Paul seinen 66. Geburtstag in Düsseldorf feierte, spielten Van der Heusen und Co. „Mit 66 Jahren...“ Außerdem „müssen wir ständig auf das reagieren,was in der Manege passiert“, sagt der Mann, der gerne dicke Backen macht.
Peter van der Heusen ist ein Vollblutmusiker und in der Düsseldorfer Szene bekannt wie ein bunter Hund. Der gebürtige Essener hat in Arnheim studiert und dort den Abschluss „Diplominstrumentalpädagoge“ gemacht. Danach spielte er musikalisch auf vielen Hochzeiten. Allein in Düsseldorf blies er sein Instrument als fest angestellter Musiker im Schauspielhaus, tourte (und tourt) nebenher in schöner Regelmäßigkeiten durch sämtliche Szene-Läden in der Altstadt: Destille, Em Pöötzke, Melody-Bar, Frontpage, um nur einige zu nennen. Er trat aber auch schon im Flohmarkt-Zelt am Aachener Platz auf – und natürlich war er im Apollo-Varieté engagiert. Dort kam Ende der 1990er Jahre auch der Kontakt zu den Roncalli-Musikern und Orchesterleiter Georg Pommer zustande.
Lehrer am Urdenbacher Gymnasium
Nun pilgert er schon so lange mit Roncalli um die Welt. „Es ist keine Floskel, wenn man sagt, der Zirkus sei eine riesige Familie“, sagt Peter van der Heusen. Ein Leben auf der Reise. Interessant und abwechslungsreich, aber nicht immer leicht, wenn man Familie hat. Der Saxofonist ist mit der Kubanerin Majela verheiratet, die ebenfalls Musikerin ist. Tochter Clara ist mittlerweile zehn Jahre alt und besucht den durch die Welt tingelnden Vater, sooft sie kann. Seitdem jedoch die zweite junge Dame namens Laura (20 Monate) auf der Welt ist, tritt der Wahl-Düsseldorfer kürzer: „Ich bin nicht mehr das ganze Jahr über mit Roncalli unterwegs, sondern teile mir den Job mit einem anderen Saxofonisten“, so Van der Heusen, der „nebenberuflich“ auch noch als Musiklehrer am Kobi-Gymnasium in Urdenbach tätig ist.
Dieser Mann macht für sein Leben gern dicke Backen: Peter van der Heusen (45) gastiert mit dem Roncalli-Zirkus seit vier Jahren endlich wieder in seiner Wahlheimat Düsseldorf
Roncalli macht seit vier Jahren endlich wieder in Düsseldorf Station, und Peter van der Heusen kann derzeit als Heimschläfer zum Job gehen. Er wohnt mitten in der Altstadt, im Schatten der Neanderkirche. „Im Moment kann ich natürlich viel mehr Zeit als sonst mit meiner Familie verbringen.“
Bis zum 16. Juni gastiert Roncalli noch in Düsseldorf, danach zieht der Zirkus weiter nach Bonn, später nach Trier. Diese Gastspiele macht Peter van der Heusen noch mit. Dann geht’s für einen Monat zum Musikmachen aufs Traumschiff, auf die „MS Deutschland“. Auch nicht schlecht.
Draußen sind’s 28 Grad. Allein vom Nichtstun bekommt man unter dem roten Samt am Zeltdach unschöne Schweißausbrüche. Peter van der Heusen ist der heißeste Saxofonist Deutschlands – und er ist hart im Nehmen. An Tagen, an denen Roncalli den Vorhang öffnet, spielt er zweimal dreieinhalb Stunden, was das Zeug hält. Auf der Empore liegen nicht nur seine Instrumente bereit, sondern immer auch Handtücher. Die braucht man eben bei einem längeren Saunagang.